Das Tal des Kondors - Arequipa

 Arequipa ist schon immer eine Stadt für Reisende gewesen, da sie sozusagen die letzte große Stadt vor den Bergen ist. Wer weiter Richtung Norden reisen möchte, kann sich zwischen verschiedenen Bergpässen und Tälern entscheiden. Deswegen ist die zweitgrößte Stadt Perus ein kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Region. Wie auch schon bisher buchte ich mich in eine "Free Walking Tour" ein, um ein bisschen die Stadt kennenzulernen. 

Unser Führer Joan sprach perfekt Englisch und war ein sehr extrovertierter und lustiger Zeitgenosse. Er zeigte uns die verschiedenen Kirchen der Stadt, die unterschiedliche Baustile vereinten. Von schlichten, praktischen Bauweisen, die aufgrund der vielen Erdbeben in Peru zwingend sind, bis hin zum überladenen Barock war alles dabei. Eine Besonderheit der Kirchen in der Region Arequipa ist die Verbindung von inkaischen und christlichen Symbolen, Bildern und Figuren. Dies liegt daran, dass der ansässige Orden der Jesuiten der einzige kirchliche Orden war, der die Vermischung von heidnischem Kulturgut mit dem eigenen erlaubte. Die Einheimischen Inka nutzten diese Erlaubnis, um still gegen die Indoktrinierung zu protestieren. So sind die gemalten, christlichen Heiligen etwas feminin angehaucht. Außerdem gibt es z.B. ein Bild des letzten Abendmahls, bei dem es auf einem runden Tisch Mais und Chilis zum Essen gibt. Die Jesuiten ahndeten diesen Protest nicht, sondern nutzen ihn, um das Christentum unter den angeblichen Heiden leichter verbreiten zu können. Prunkvolle, goldene Altare wurden als Zeichen und Farbe des inkaischen Sonnengotts interpretiert, um die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Letztendlich ist es den Spaniern gelungen die Inkas zu missionieren, da in Südamerika der christliche, katholische Glaube heutzutage sehr weit verbreitet ist. 

Ansonsten gingen wir noch ein paar Alpakas (kurzer Hals, kurze Schnauze) und Lamas (langer Hals, lange Ohren) streicheln und füttern. Ich genoss das eher kühle Wetter und schlemmte mich durch die peruanische Küche. Zu meiner Überraschung sah ich noch einen weiteren Kolibri (leider schwer zu erkennen).







Arequipa ist aber auch bekannt für den drittgrößten Canyon der Welt. Der sogenannte Colca-Canyon ist Heimat für den Anden-Kondor, der eine Spannzweite von bis zu drei Metern misst. Um sich auch an die Höhe zu gewöhnen, buchte ich eine zweitägige Wanderung durch den Canyon. Ich wurde nachts um 4Uhr abgeholt und als ich auf meinen Kleinbus wartete, staunte ich nicht schlecht, wie viele Autos und Busse zu dieser Uhrzeit durch Arequipa rasten. Es sah so aus, als ob die Hälfte der Stadt jede Nacht zu Wanderungen abgeholt werden würde. Nach einer dreistündigen Fahrt gab es Frühstück für uns. Dort tanzte ein peruanisches Paar in traditionellen Gewändern. Da ich am nächsten zu dem tanzenden Pärchen saß, wurde ich nach dem ersten Lied aufgefordert mit zu tanzen. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und drehte mit ihr ein paar Runden. Nach dem Frühstück ging dann endlich die Wanderung los und es ging erstmal 3 Stunden hinab in den Canyon. Dabei sahen wir die Terrassen-Felder, die mich sehr an Asien erinnerten. Außerdem erklärte uns unser Führer Huan einige Pflanzen. Er zeigte uns eine Art weißen Schimmel auf den Kakteen und verrieb ihn zwischen seinen Fingern. Der Brei wurde rot und er malte uns alle an. Damals war dies der natürliche Lippenstift. Zum Mittagessen gab es Alpaka-Geschnetzeltes.












Am nächsten Tag starteten wir um 4:30Uhr und einer Temperatur von 10°C. Der Grund hierfür war der dreistündige Aufstieg vom Grund des Canyons wieder hinauf an den Rand. Mit meiner Stirnlampe bewaffnet machte ich mich auf den anstrengenden Weg von circa 1100 Höhenmetern. Laut Führer braucht man 3 Stunden. Beim Aufstieg musste man aufpassen nicht von einer Karawane von Eseln niedergetrampelt zu werden, die in einem Affenzahn den Canyon mehrmals hoch und runter sprinteten. Wenn jemand nicht mehr konnte, war es möglich sich für umgerechnet 10€ nach oben transportieren zu lassen. Am Ende sollte ich 2:37 Stunden brauchen. Es war sehr anstrengend und ich röchelte wie ein sterbendes Walross. Der Muskelkater am nächsten Tag war gigantisch. Auf dem Heimweg nach Arequipa hielten wir noch auf dem höchsten Berg der Region auf 4900m. Es war kalt und leider sehr wolkig. In Arequipa verabschiedete ich mich von meinen Mitstreitern und vielleicht treffe ich mich mit den beiden Ungarinnen nochmal in Cusco.











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