Mit dem Roller durch das Bolaven Plateau - Pakse

 Vier Tage alleine mit dem Roller durch die Natur - ich war aufgeregt! Zwei Tage vor dem Start besuchte ich beim Motorrad-Verleih einen Informationsabend. Der belgische Besitzer und seine laotische Frau bemühten sich die Interessenten bestens auf das Abenteuer vorzubereiten. Hier bekam ich eine Karte, Vorschläge für Unterkünfte, lernte einen semi-automatischen Roller zu fahren und erfuhr ein paar praktische Tipps: Wie viel kostet ein Reifenwechsel? Was kostet der Liter Benzin? In welchen Dörfern sollte man vielleicht nicht stehen bleiben, weil dort andere Touristen schon mal ausgeraubt worden waren?...

Und dann saß ich zwei Tage später plötzlich auf meinem Roller und fuhr aus der Stadt. Das Abenteuer war gestartet. Der erste Vormittag war recht ereignislos. Die ersten zwei Wasserfälle waren zur Zeit gesperrt und so genoss ich einfach die Landschaft und die Eindrücke am Straßenrand. Am Nachmittag erreichte ich das Dorf meiner ersten Unterkunft. Allerdings war der Standort des Gasthauses nicht eindeutig auf Google Maps auszumachen und ich fragte ein paar Einheimische nach dem Weg. Diese konnten allerdings absolut gar kein Englisch und so fuchtelten wir viel mit unseren Händen hin und her bis ein alter Mann mir symbolisierte ihm zu folgen. Im Endeffekt war das Gasthaus nur einmal um die Ecke gewesen...





Das sogenannte Homestay von Mama Pap war einfach nur entzückend. Die alte Dame zauberte über offenem Feuer in der Küche die herrlichsten Currys und Pancakes aus dem Wok. Der Schlafplatz im ersten Stock ihrer Hütte war primitiv, aber ausreichend. Am Tag meiner Anreise hatte ich bis zum Abendessen noch etwas Zeit und so besuchte ich die ersten zweir Wasserfälle auf meiner Motorrad-Tour. Die Wege zu den Wasserfällen zu finden war teilweise echt schwierig, da die Beschilderung eher dürftig war. Dieses Problem sollte mir noch mehrmals auf meiner Tour begegnen!



Ich war für den ganzen Tag der einzige Ausländer im Dorf bis ich am Abend noch zwei Franzosen kennenlernte, die bei Mama Paps zum Essen einkehrten. In der Nacht kam noch ein älterer Franzose bei Mama Paps an, der die Gegend nicht mit dem Motorrad sondern mit dem Fahrrad erkundete. Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von Mama Paps. Sie band mir zwei selbstgemachte Armbänder um das rechte Handgelenk, gab mir ihren Segen für die weitere Reise und gab mir zum Abschluss eine herzliche Umarmung. Von dieser kleinen, alten Dame so verabschiedet zu werden war rührend!
Am zweiten Tag besuchte ich eine kleine Siedlung. Die Einwohner dieses Dorfes stammen alle aus der gleichen ethnischen Gruppe und ihr Stamm kommt ursprünglich aus Indien. Viele Backpacker auf der Motorrad-Tour besuchen dieses Dorf, um das Leben dieser Menschen besser kennenzulernen. Unser Führer Captain Hook erklärte uns zu Anfang ein paar Regeln. Wir durften keine Fotos von alten Menschen machen, da diese glauben ein Foto würde sie ihrer Seele berauben. Auch war es verboten an Türen zu klopfen, weil sonst der gute Haussegen verschwindet. In solchen Fällen muss dann ein Wasserbüffel geopfert werden, um den Segen wieder herzustellen. Ein Wasserbüffel kostet zwischen 400-1000$ und wird gerne auch als Mitgift zu Hochzeiten gegeben. So viel Geld ist hier im ländlichen, armen Teil von Laos eine unvorstellbar hohe Geldsumme! Nach der Einführung zu den Regeln ging es mit der eigentlichen Tour los und wir wanderten über die Kaffee-Plantagen und Felder des Dorfes. Dort bekamen wir die Geschichte des Kaffees erzählt und lernten einiges über Heilpflanzen. Eine französische Teilnehmerin schrieb fleißig mit und es entstand diese schöne Übersicht. Zumindest die Wirkung der Wurzel oben links und der zweiten Pflanze von rechts der oberen Reihe kennen wahrscheinlich alle. Die anderen Begriffe sind auf französisch. Das Video zeigt mich beim Seifenblasen machen. Der Saft einer Pflanze fungiert dabei als Seifenlauge.




Am Ende der Tour durften ein paar Teilnehmer noch ihren eigen Kaffee rösten und wir aßen noch zusammen zu Mittag. Auf dem Bild ist auch unser Führer Captain Hook zu sehen, der eigentlich zu jeder Gelegenheit seine Bambus-Bong rauchte. Rauchen ist fester Bestandteil der Kultur und man bekommt mit drei Jahren seine erste Bong geschenkt. Regelmäßig rauchen tun hier die Kinder ab sechs Jahren. Ein positiven Nebeneffekt hat das Rauchen - die Mücken werden abgehalten. Aber dieser für uns unverständliche Brauch war nicht das einzig Schockierende für uns. Neben dem Rauchen erzählte uns Captain Hook noch viel über die Bräuche und Sitten des Stammes. Wir hörten Geschichten über Menschen-Opfer, Geburts- und Hochzeitsrituale. Er versicherte uns, dass sie heutzutage keine Menschen sondern Hunde und Wasserbüffel opfern und die jüngere Generation versucht einen höheren Bildungsstand zu erreichen, was bei der älteren Generation nicht gern gesehen wird. Die ist sehr bedacht die Traditionen und Kultur nicht verfallen zu lassen. Insgesamt verließ ich das Dorf mit gemischten Gefühlen, wobei mir die Lehrstunde über Kräuter sehr positiv in Erinnerung bleiben wird!
Den Rest des Tages fuhr ich mit dem Roller zur nächsten Unterkunft und gönnte mir ein bisschen Ruhe.
Die restlichen zwei Tage besuchte ich viele Wasserfälle und möchte darüber gar nicht viele Worte verlieren. Die Bilder und Videos sprechen für sich selbst - Wasserfall inklusive Regenbogen! - Seilrutschen über einem Wasserfall!...



















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